Verfasst von: ah | November 14, 2010

Berlin: 20 Jahre Räumung der Mainzer Straße

Am 14. November 1990 wurden 13 besetzte Häuser in der Mainzer Straße von etwa 4.000 z.T. bundesweit zusammengefahrenen Polizeibeamten geräumt. Es war der erste größere Einsatz westdeutscher Polizeieinheiten in Ostberlin und für viele  Ostberliner der erste Kontakt mit der neuen Demokratie.

Räumung der Mainzer Straße am 14. November 1990 (Foto: Umbruch Bildarchiv)

Auf youtube gibt es eine ganze Reihe von Videoaufnahgmen aus der damaligen Zeit. Weil die Geschichte der Räumung gut zusammengefasst und die damalige Stimmung von vielen Besetzer/innen ganz gut eingefangen wird das „Mainzerstraßenlied“ von Yok Quetschenpaua:

„Ihr könnt und verprügeln und ihr könnt uns verjagen – Ihr wisst ganz genau, dass hat nicht zu sagen…“. Ganz so einfach war es dann doch nicht und ich könnte immer noch heulen, wenn ich die Bilder von damals sehe.

Ein eindrückliches Filmdokument einer Straßendiskussion zeigt ganz gut wie die Stimmung damals war. Hausbesetzer/innen, Anwohner/innen und ein Friedrichshainer Bezirkspolitiker diskutieren am Dienstag (13.11.1990) in der Mainzer Straße über den Polizeieinsatz vom Vorabend. Konsequent im Geist der Wendezeit geht es vor allem um das Verständnis von Demokratie…

„… und wenn du da noch mal das Wort Demokratie in den Mund nimmst, dann behaupte ich doch glatt, dass du noch nichtmal die Übersetzung kennst.“

 

Eine interessante Einordnung der Hausbesetzungen in den 1990er Jahre gibt es in dem Video vom Kollektiv Mainzer Straße „Sag niemals nie!“. Die Hausbesetzungen werden in eine historische Kontinuität mit den Blumenstraßenkrawallen 1872 und dem Berliner  Mieterstreik von 1932 gestellt:

 

Für alle, die damals noch nicht dabei waren und sich für die Details der Räumung und vor allem das Besetzer-Leben in der Mainzer Straße interessieren sei das Buch „Berlin – Mainzer Straße“ vom BasisDruck Verlag empfohlen. Es ist leider vergriffen, dürfte aber in vielen Bücherschränken und Antiquariaten zu finden sein. Neben einer ausführlichen Chronologie von Besetzung und Räumung der Mainzer Straße gibt es eine ganze Reihe von Interviews mit den Bewohner/innen, die zeigen, welche Träume und Lebensvorstellungen mit dem Aufbruch der Hausbesetzungen verbunden waren.


Antworten

  1. […] Eine interessante Einordnung der Hausbesetzungen in den 1990er Jahre gibt es in dem Video vom Kollektiv Mainzer Straße “Sag niemals nie!”. Die Hausbesetzungen werden in eine historische Kontinuität mit den Blumenstraßenkrawallen 1872 und dem Berliner Mieterstreik von 1932 gestellt (Quelle): […]

  2. […] Berlin: 20 Jahre Räumung der Mainzer Straße | Gentrification Blog Gute Sammlung zu der heute vor genau 20 Jahren geräumten Mainzer Straße in Berlin. […]

  3. Als Nachtrag, wer an dem Buch interessiert ist, es ist auch in Berliner Bibliotheken vorhanden und zwar in 10 Ausgaben in ganz Berlin!

  4. […] abzubezahlen°°°zum zwanzigsten jahrestag der räumung der mainzer str berichtet auch der gentrificationblog°°° der dritte kiezspaziergang, diesmal durch den reichekiez, fand am 30.10 stand. bei indymedia […]

  5. 6.3. Veranstaltung zu 20 Jahre Mainzer Straße „Das war wie Bürgerkrieg!“. Referenten und Filmclips zu Besetzung, Räumung & Widerstand. Mit Volxküche ab 20 Uhr, nach der Veranstaltung Solitresen.
    Stadtteilladen Zielona Gora, Grünberger Str. 73, Berlin-Friedrichshain, am Boxi.
    Infos: http://international.blogsport.eu/2010/11/02/06-12-2010-veranstaltung-20-jahre-mainzer-strase/

  6. […] Ber­lin: 20 Jahre Räu­mung der Main­zer Straße Nach Plä­nen der DDR-Regierung soll­ten die Miet­ka­ser­nen der Main­zer Straße ursprüng­lich abge­ris­sen wer­den um von Plat­ten­bau­ten ersetzt zu wer­den.  Nach­dem das Vor­ha­ben im Zuge der Wende gestoppt wurde, stand der Wohn­raum leer. Haus­be­set­zer gene­rier­ten in den Häu­sern der Main­zer Straße dann ein ganz neues Lebens­ge­fühl, reno­vier­ten und setz­ten sich für den Erhalt des Vier­tels ein. Doch es sollte anders kom­men: „Am 14. Novem­ber 1990 wur­den 13 besetzte Häu­ser in der Main­zer Straße von etwa 4.000 z.T. bun­des­weit zusam­men­ge­fah­re­nen Poli­zei­be­am­ten geräumt. Es war der erste grö­ßere Ein­satz west­deut­scher Poli­zei­ein­hei­ten in Ost­ber­lin und für viele  Ost­ber­li­ner der erste Kon­takt mit der neuen Demo­kra­tie.” (via KFMW) […]

  7. […] Berlin-Friedrichshain, wenige Wochen nach der Wiedervereinigung. Am 14. November 1990 wurden die 13 besetzten Häuser in der Mainzer Straße geräumt. Uwe Rada hat da jüngst ausführlich in der taz dran erinnert. Andrej Holm hat auf seinem Blog alte Videos verlinkt. […]

  8. Interviewfilm mit Zeitzeugen hier online: http://www.realeyz.tv/de/herzlichen-gluckwunsch-zum-geburtstag-die-mainzer-wird-geraumt.html
    unter anderem mit Ahne, Bärbel Bohley, Osswald Buss, Bastian Kronedorfer,
    und bei good movies auf DVD


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