Verfasst von: ah | März 16, 2010

Berlin: Bio-Paradies Prenzlauer Berg

Mauren Kennedy and Paul Leonard (2001) haben in ihrer sehr allgemeinen Definition Gentrification beschrieben als:

„the process by which higher income households displace lower income residents of a neighborhood, changing the essential character and flavor of that neighborhood.“

Die Veränderungen der Sozialstruktur sind dabei relativ klar zu ‚messen‘ – aber welche Indikatoren stehen für den ‚grundlegenden Wandels des Nachbarschaftscharakters‘? Unter dem Titel „Gentrification ist Geschmackssache“ wurde hier bereits über spezifische Konsumgewohnheiten  (z.B. Cup-Cakes) diskutiert. Ein Beitrag der Deutschen Welle zeigt, dass auch die Vorsorgungsdichte von Bioläden ein guter Gradmesser für die Durchsetzung milieuspezifischer Lebensweisen ist. Gerade mit dem Ausbau des Bio-Angebotes in konventionellen Lebensmittelketten, wird der Gang in den Bioladen zu einem Statement des Lebensstil.

Im Berliner Aufwertungsbezirk Prenzlauer Berg gibt es allein entlang der Schönhauser Alle und ihrer Umgebung über 10 Bio-Läden bzw. Bio-Supermärkte. Trotz der Krise konnten die Umsätze im vergangenen Jahr um 15 Prozent gesteigert werden. Selbst kleine Klitschen erreichen trotz der Konkurrenz der preiswerteren Bio-Supermärkte einen millionenschweren Jahresumsatz.

via: Jenz Steiner


Antworten

  1. Dass Bio-Läden etc. ein Zeichen für Aufwertung sind, steht sicher außer Frage. Aber von den vielen Definitionen die es für Gentrifizierung gibt, find ich die hier gewählte nicht komplett geeignet für den beschriebenen Sachverhalt. Schließlich hat er Gang zum Bioladen eher etwas z.Bsp. mit Lebensstil und nicht (allein) etwas mit dem Einkommen zu tun. Zum Bioladen gehen sicher auch viele weniger gut Betuchte, die dann max. den Charakter von Pionieren tragen. Wie dem auch sei: Schön wärs, wenn alle Bevölkerungsgruppen- ob nun in gentrifizierten Gebieten oder nicht- häufiger zum Bioladen gingen… 🙂
    Beste Grüße,
    Sonja.

  2. Zu Bioläden als Indikator passt sehr schön der Artikel „Korrekter Konsum und egoistische Handlungsweisen“ (http://www.heise.de/tp/blogs/3/147263):

    Eine Studie, die von Nina Mazar und Chen-Bo Zhong von der Universität Toronto durchgeführt wurde, kommt zu dem Schluss, „dass Personen weniger altruistisch handeln, mit größerer Wahrscheinlichkeit betrügen und stehlen, nachdem sie ‚grüne Produkte‘ – im Unterschied zu herkömmlichen Waren – gekauft hatten“.

  3. ein weiterer indikator: die bierpreise in spätis

    Beispiel: Sternburg Bier in einem Späti an der Oranienstr.: 1,30, an der Warschauer Str. 70-90 Cent, in der Rigaer Str. 55 Cent et voila

  4. […] Vielleicht liegt auch in der Siegelignoranz die Zukunft? Als neues, altes Statement eines Lebensstils. […]

  5. Grüne Produkte hin oder her – wichtig ist doch v.a. ein vernünftiges Siegel. Ich bezweifle ernsthaft, ob das je für den Konsumenten transparent gewährleistet werden kann – schließlich steckt eine Menge Geld in der Branche.

    Bleibt die Frage, ob der Rückschluss von Bio-Konsum auf Gentrifizierungsgrad/-stufe nicht neu beleuchtet werden sollte. Wenn Siegel nicht wirklich Bio-Produktion sicherstellen, Gesellschaftsteile aber trotzdem nach der starken Kommunikationswirkung danach kaufen, weil die Transferwirkung für Ego, Gewissen und soziale Erwünschheit ja trotzdem vorhanden ist, kann man überlegen, die Eigenschaften des Konsumklientel zu überprüfen.

    Vereinfacht gesagt: ein ganzer Stadtteil geht unseriösen Bio-Siegeln auf den Leim – das sollte in die Analyse der Gentifizierungsstandes einlaufen.

    Bisschen was zu den Skandalen:, http://wp.me/pWnmn-6C


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