Verfasst von: ah | August 11, 2010

Berlin: Baugruppe statt Freiraum

Die Berliner Baugruppendebatte geht in die nächste Runde. In der Kleinen Rosenthaler Straße soll das seit fast zwanzig Jahren bestehende Werkstattprojekt Linienhof einem Mehrgenerationenhaus einer Baugruppe weichen. In einem Offenen Brief an die neuen Eigentümer des Grundstücks schreiben die derzeitigen Nutzer/innen:

Der Linienhof ist ein wichtiger Bestandteil Berliner linker, unkommerzieller Strukturen. (…) hier kann geschweißt, geflext und ausgebaut werden. Und das umsonst. (…) Natürlich wissen wir, dass es rund um den Rosenthaler Platz nicht mehr viel zu verteuern und zu vertreiben gibt; fast nichts mehr, außer den letzten kleinen Nischen, zu denen auch der Linienhof gehört.

Linienhof: "Baut Euer Haus woanders" / Bild: auguststrasse-berlin-mitte.de

Adressat des Briefes und Eigentümer des Grundstücks ist mit Mathias Greffrath ausgerechnet ein linkes Westberliner Urgestein. Uwe Rada schreibt in der taz (Die letzte Brache in Mitte):

Zusammen mit dem benachbarten besetzten Haus Linienstraße 206 ist die Brache die letzte Hinterlassenschaft der Nachwendeprovisorien zwischen Rosenthaler Platz und Hackeschem Markt. Drum herum ist alles gesäubert, manche sagen dazu immer noch Scheunenviertel. Ausgerechnet hier wollen Mathias Greffrath und Hortensia Völckers ihren Traum vom selbstbestimmten Leben verwirklichen. Schimpfen die Protestierer. Nicht nur um Brache versus Baugruppe geht es ihrer Ansicht nach, sondern um linkes Prekariat versus angeblich linke Bauherren: Mathias Greffrath ist Autor, Globalisierungskritiker und taz-Kolumnist; Hortensia Völckers ist künstlerische Leiterin der Bundeskulturstiftung.

Der Linienhof-Konflikt zwischen den Freiraumnutzer/innen und der Bauherrengruppe ist der vorläufige Höhepunkt einer Auseinandersetzung um die Beteiligung von linken Aktivist/innen an Baugruppenprojekten.

Bisher agierten die Leute der Baugruppen oft verständnislos auf den Vorwurf, ausgerechnet ihre Wohnprojekte seien Teil der Aufwertung und Gentrification. Das Neubauargument der Baugruppen wirkte auf den ersten Blick auch sehr überzeugend: Wo neu gebaut wird, gibt es keine Verdrängung… Doch die Einschätzung eines Nachbarschaftswandel kann eben nicht mit dem Blick auf ein einzelnes Grundstück eingeschätzt werden, sondern muss auch die Quartierseffekte einzelner Projekte berücksichtigen. In einer solchen Perspektive wird schnell deutlich, dass Eigentumsmodelle den größten Teil der Berliner/innen ausschließen und Baugruppen für den neoliberalen Trend der Individualisierung stehen. Statt gesellschaftlicher Lösungen der Wohnungsfrage (öffentliche Wohnungsbestände, Mietrecht, Förderprogramme) mehr gesucht werden) stehen die Baugruppen für Individualstrategien, die erhebliche ökonomische Ressourcen zur Finanzierung des Grundstückerwerbs und der Baukosten voraussetzen.

Versuche einer Auseinandersetzung um die persönliche Verantwortung Einzelner in den Baugruppen an den Aufwertungsdynamiken liefen ins Leere und in den Medien wurde das positive Bild der innovativen Stadtgestalter gezeichnet. Baugruppenmanager Andreas Büsching verglich in der taz die aktuellen Baugruppen sogar mit der Hausbesetzungsbewegung in den 1980er Jahren:

Baugruppen haben einen ähnlichen Effekt wie ihre Vorläufer, die besetzten Häuser. In diesen Häusern war eine Szene drin, und diese Szene mischte sich im Kiez ein. Sie hat Kneipen aufgemacht oder Cafés, hat versucht, Stadtteilpolitik mitzugestalten. Ohne diese Leute passierte in einem Stadtteil sehr wenig. Baugruppen können das Gleiche leisten.

Andreas Büsching ist an der Baugruppe in Mitte nicht beteiligt – trotzdem wird deutlich, wie schief die Töne des Interviews klingen. Denn was im Linienhof geschieht ist nichts weniger als eine Räumungsdrohung gegen eine Restnische der Ostberliner Hausbesetzungsbewegung von 1990. Dass die ausgerechnet von Westlinken kommt, die lange Zeit mit den Besetzungen in Kreuzberg und Schöneberg sympathisierten,  zeigt, dass personelle Kontinuitäten keinen Garant für die Persistenz von Überzeugungen und Politikinhalten darstellen.  Die Berliner Baugruppen sind dabei im Linienhof ihre naive Unschuld zu verlieren.


Antworten

  1. Mit Deiner Argumentation machst Du es Dir ein wenig zu einfach, Andrej. Auf der einen Seite die guten linken Aktivist/innen und Freiraumnutzer/innen, auf der anderen Seite die bösen gentrifizierenden Bauherr/innen und Vertreiber/innen? Bitte schön, wie vereinfachend schwarz & weiss soll es denn noch werden?

    Gesellschaftliche Lösungen der Wohnungsfrage (öffentliche Wohnungsbestände, Mietrecht, Förderprogramme) werden dringend benötigt und fehlen, ganz klar. Öffentliche Räume auch in der Innenstadt werden dringend benötigt und fehlen, ganz klar. Stadteigene Grundstücke zur kreativen, nichtkommerziellen Nutzung in der Mitte der Stadt werden dringend benötigt und fehlen, ganz klar.

    Das Problem ist aber nicht, dass Eigentumsmodelle den größten Teil der Berliner/innen ausschließen; es gibt in Berlin weniger als 20% Wohneigentum, auch wenn durch das Lesen des Gentrificationblogs schon mal ein anderer Eindruck entsteht.

    Das Problem ist doch viel eher, dass es ausser der Unterstützung der Schaffung von Eigentum in Berlin kaum noch Miet- und Wohnungspolitik gibt, und dass das Recht auf Eigentum einerseits und die Verpflichtung durch Eigentum andererseits in Berlin zu häufig aus der Balance kippen – die angestrebte Reprivatisierung des Hirschhofes ist ein gutes Beispiel hierfür.

    Diesen Vorwurf kann man aber derzeit der Baugruppe um Mathias Greffrath noch nicht machen. Einen anderen Vorwurf müssen sich die linken Aktivist/innen und Freiraumnutzer/innen hingegen machen lassen: weil sie sich in verfehlten Konflikten mit Bauherren und Bauherrengruppen aufreiben, kommt die politische Elite mit dummen Sprüchen davon, statt sich ernsthaft um gesellschaftliche Lösungen der Wohnungsfrage zu bemühen.

    Erst gestern wieder behauptet Klaus Wowereit im Tagesspiegel, dass dem Senat die Hände gebunden seien. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung unter Ingeborg Junge-Reyer behauptet immer noch, „der Berliner Wohnungsmarkt sei nicht angespannt“ und sagt dann dreist: „Wer eine Wohnung suche, müssen nur in die Stadtteile ziehen, wo Immobilien leer stehen.“

    Das sind die Streitplätze, um die es geht. Mathias Greffrath & Co. für die Defizite und Willenlosigkeit der Politik als Anti-Maskottchen verantwortlich zu machen, bringt nicht weiter.

    • Lieber Andreas,

      vielen Dank für deinen Kommentar und deine Einordnung der Baugruppendebatte. Wenn du regelmäßig Beiträge hier liest, dann wirst du wissen, dass ich viele deiner Argumente trage und auch regelmäßig eine andere Stadtpolitik einfordere.

      Doch eine verfehlte Wohnungspolitik sollte nicht als Freibrief für Investor/innen und Eigentümer/innen missverstanden werden. So wie Investor/innen für den gezielten Abriss von Altbauten kritisiert werden, haben auch Baugruppen eine unmittelbare Verantwortung für ihr Tun. So sehr deine Argumentation für die bisherigen Baugruppendebatten zuzutreffen scheint, so deutlich müssen sich Greffrath und Co. vorwerfen lassen, sich mit der bestehenden Nutzungen ‚ihres‘ Grundstücks nicht gründlich genug befasst zu haben. In der Konsequenz steht jetzt der lange Hebel des Eigentums gegen eine selbstorganisierte Aneignung des Geländes. Wie dieser Konflikt gelöst wird, liegt in der Verantwortung der dortigen Baugruppe – die anders als in den bisherigen Fällen erstmals in einen tatsächlichen Nutzungskonflikt geraten ist.

      Es ist richtig eine andere Wohnungspolitik zu fordern – zugleich können aber auch von Baugruppen und anderen Eigentümer/innen Standards für die Durchführung von Bauprojekten eingefordert werden: das könnten z.B. die Berücksichtigung örtlicher Gegebenheiten, die bereits im Vorfeld stattfindende Kommunikation mit künftigen Nachbar/innen und eine mögliche Selbstverpflichtung für eine Sozialverträglichkeit der eigenen Vorhaben sein. Auf verschiedenen Diskussionsveranstaltungen hatte ich beispielsweise vorgeschlagen, alle Eigentümer/innen zu verpflichten, in ihren Neubauprojekten eine festzulegende Quote von preiswerten Mietwohnungen für Hartz-IV-Bedrafsgemeinschaften zu errichten.

      Baugruppen, die ja oft als innovative Akteure der Stadtentwicklung dargestellt werden, könnten bei der Etablierung solcher Standards der sozialen Verantwortung im Wohnungsbau eine Vorbildfunktion übernehmen.
      Im Fall der Linienstraße ist dies nicht geschehen – im Gegenteil. Deshalb ist es auch genau an diesem Beispiel sinnvoll, eine generalisierende Diskussion zu führen. Es geht also nicht darum Mathias Greffrath als Menetekel einer verfehlten Baupolitik aufzubauen, sondern um die Auseinandersetzung der ganz normalen Eigentümerverantwortung, die gerade von Baugruppen nicht unterschritten werden sollten.

  2. Ich finde auch den Vorwurf an die Baugruppe um Mathias Greffrath überhöht, sich mit der bestehenden Nutzungen des Grundstücks nicht gründlich genug befasst zu haben.

    Ich weiss aus eigener Erfahrung, wie viel solche Projekte wie der – im grossen und ganzen: – dann doch eher sporadisch-verstreut genutzte Linienhof den einzelnen Nutzer/innen bedeutet. In Treptow gibt es mit dem Gelände des Inselmarkts in der Karl-Kunger-Strasse ein ähnliches Beispiel.

    Ganz offenbar hat die Baugruppe die Bedeutung für viele Nutzer/innen – Personen und Initiativen – unterschätzt, aber mit der eigentlichen Einschätzung der Nutzungsintensität liegt sie vermutlich gar nicht so falsch. Ich finde auch die daraus gezogene Schlussfolgerung in der dem Kauf vorangegangenen Abwägung nachvollziehbar.

    Ich bleibe dabei: Es ist Aufgabe der Stadt, nicht alle Grundstücke in der Stadtmitte der ausschliesslich kommerziellen Verwertung zu überlassen, sondern Grundstücke zu kaufen oder zu halten und dann auch zur Verfügung stellen, auf denen eine sporadischere, nichtkommerzielle Nutzung möglich ist und bleibt.

    Ich halte es auch nicht für hilfreich, einer einzelnen Baugruppe alle Dilemmata der geld- und prominenzgeilen Berliner Wohnungs“politik“ aufzuhalsen. Ein einzelnes Mehrgenerationenhaus wird doch nicht deswegen zur schlechten Idee, weil insgesamt in der Berliner Stadtmitte preiswerte Mietwohnungen fehlen. Was ist denn verwerflich daran, wenn die Baugruppe um Matthias Greffrath ihre Verantwortung als Eigentümer so versteht, ein Mehrgenerationenhaus umzusetzen? Ohne Mehrgenerationenhäuser würden nicht nur preiswere Mietwohnungen fehlen, sondern angemessener Wohnraum für ältere Leute gleich noch dazu.

    Eigentümer/innenverpflichtung für einen Anteil an preiswerten Mietwohnungen für Hartz-IV-Bedarfsgemeinschaften: unbedingt! Aber auch hier gilt: auf der Mikroebene des einzelnen Baulücken- oder Baugruppenprojektes lassen sich diese grundsätzlichen Probleme nicht in den Griff bekommen…

  3. Lieber Andreas,

    große Probleme sind meist eine Verkettung und Anhäufung kleinerer „Problemchen“, die sich in vielen kleinen Schritten lösen lassen.

    Ein vielleicht kleines, dafür sehr menschliches „Problemchen“ ist, Schuld und Verantwortung auf andere zu schieben. Davor scheint auch offensichtlich der „linker Aktivist“ nicht gefeiht.

    Besteht ein Baulücken- oder Baugruppenprojekt im Einzelnen nicht auch aus Eigentümer/innen?

    Was also spricht dagegen, mindestens eine Wohnung für eine Hartz-IV-Gemeinschaft zu bauen?

    Viele Grüsse vom Sparfuchs

    • Ganz einfach….die Gesetzeslage und der Schutz des Eigentums.

      Warum sollte ich als Eigentümer einem HarzIVler auf meine eigenen Kosten ein geeignetes Wohnumfeld schaffen? Die meisten kleinen Eigentümer (gerade auch Baugruppen) müssen ihre Projekte auch finanzieren. Wenn ich jetzt eine 50m² Wochnung zu 2.000€ den Quadratmeter errichte, mich aber an die Grenzkosten für Harz-Wohnungen halte kommt meine Finanzierung gehörig durcheinander. Im Gegensatz zum „normalen“ Wohnungsmarkt kann ich in dieser Wohnung nur 40-50% der ortsüblichen Miete bei Neuvermietungen erzielen, d.h. meine Abzahlung für diesen Gebäudeteil verlängert sich imens. Wer heute schon „Gutmensch“ ist kann das sowieso machen, der Mietpreis kann frei vereinbart werden.

      Die einzige Möglichkeit ist dann wieder die Quersubventionierung über staatliche Zuschüsse als sozialgebundene Wohnung.

      Alle die sich hier so sehr auf die Seite der armen Bevölkerung stellen sollten sich auch mal in die Lage des Eigentümers versetzen. Wie lange müsst ihr für diese 100.000€ abzügl. Mieteinnahmen zzgl. Bankzinsen und ggf. Versteuerung der Mieteinnahmen arbeiten? Bitte auch mal die andere seite sehen und nicht immer davon ausgehen, dass igentümer die ein solches Projekt stemmen auch immer etliche 100-Tausend in Petto haben die sie lustig verknallen können. Es ist NICHT Aufgabe der Privateigentümer für den Staat einzuspringen, damit auch jeder Nischenbewohner in einem netten innenstadtnahen Wohnumfeld sein Zuhause findet.

      • Lieber MBE,

        es geht mir hierbei nicht um den „Eigentümer“ im Allgemeinen.

        Vielmehr erstaunt es mich, wer die Initiatoren dieser Baugruppe sind und wofür sie öffentlich auftreten.

        Es ist wie „öffentlich Wasser predigen und heimlich Wein trinken“ – was meinst Du?

        Viele Grüsse vom Sparfuchs

  4. Das ist schon ein eigenartiger Weg, den die Chefin der Kulturstiftung des Bundes Hortensia Völckers da geht: sprang man noch vor Jahren auf den urbanismuskritischen Zug auf und förderte schwerpunktmäßig Projekte die sich mit Recht auf Stadt, Lefebvre, selbstorganisiertem Städtebau und schrumpfenden Städten befassen und veröffentlichte bald einen halben bis einen ganzen Meter Druckwerke zum irregulären Städtebau in den explodierenden Megacities des Südens, so sieht man seit ein, zwei Jahren genau das Gegenteil: die Staatssubventionen fließen zur Förderung von Stadtentwicklungsprojekten („Eigentumsförderung“ im Sinne von MBE) wie „Subvision“ in die Hamburger Hafencity. Und jetzt will man sich im aus dem eigenen Etat kunstaufgewerteten Stadtteil Eigentum mit experimentellem Anstrich hinsetzen – und die jetzigen Nutzer_innen verdrängen? Peinlich.

  5. Hallo Sparfuchs,

    im konkreten Fall hast du recht, da steht die aufgesetzte und selbstgebastelte Außenwirkung im Gegensatz zum Eigeninteresse. Aber man sieht wieder schön, dass wenn es um den eigenen Geldbeutel geht, die Toleranzgrenze schnell absinkt 😉

    Mit geht es bei der ganzen Gentrifizierungsdebatte um 2 Sachen:

    a) Werden die Interessen der Kleineigentümer (bis max. 1 Mietshaus) immer gerne ausgeblendet und das „Gentrifizierungsopfer“ schreit nur nach Hilfe (Geld) und die wenigsten werden wirklich aktiv. Das der Eigentümer mit seiner Investition hier sehr hohe Risiken eingeht (Mietausfall, Instandhaltung, behördliche Ärgernisse etc.) wird immer gerne ausgeblendet. Außerdem geht mir bei der ganzen Debatte immer das Anspruchsdenken des Prekariates (weiss Gott nicht alle aber sehr viele) auf den Keks, wo immer nur erwartet wird, dass ihnen gegeben wird ohne wirkliche Eigeninitiative zur Verbesserung der eigenen Lage zu erreichen. Und das zu Lasten der Eigentümer. Das der Mensch ein Dach über dem Kopf und zu Essen haben muss steht außer Frage, aber man muss nicht in der direkten Innenstadt wohnen. Hier sind Anfahrtswege von 1h durchaus tollerierbar.

    b) Wo sind denn die Initiativen der Gentrifizierungsopfer die nicht nur rummeckern und protestieren sondern direkt versuchen an ihrer Lage etwas zu ändern? Außer dem Mietshäusersyndikat fällt mir da nix ein. Da ist dann wieder die eigene Angst wirklich was auf die Beine stellen zu wollen. Aber für diese Schwäche können nicht der Staat und damit alle wirklicklichen Steuerzahler in die Haftung genommen werden. Sorry, aber das Leben besteht aus Eigenverantwortung was daraus zu machen und nicht nur nach dem bequemen Ruf nach staatl. Unterstützung.

  6. Nachdem ich ein paar Artikel in diesem Blog gelesen habe, stellt sich mir die Frage, was das eigentlich soll.

    Kunst, Bürgerinitiativen, all das, was hier so hochgehalten wird ist notwendig zeitgebunden. Ein verharren auf dem Ist führt zu Verkrustungen. Ob nun Gentrifiziert wird und ein ödes Luxusviertel entsteht oder der Bezirk zu einer sozialromantischen Umgebung ewriggestriger – hier im Sinne der Achtundsechziger – wird, beides ist letztendlich nicht besonders attraktiv.

    In Berlin gibt es unzählige unentdeckte Ecken, Kieze kommen und gehen, einmal werden sie interessanter, dann teurer, mal wieder billiger.

    Neu entdeckte Gegenden bringen neue Möglichkeiten.

  7. Es wäre sehr schade, wenn das alt eingesessene Werkstattprojekt Linienhof diesem Mehrgenerationenhaus zum Opfer fiele. Hoffen wir einfach, das es doch nicht soweit kommen wird.

  8. Was mir an der ganzen Geschichte um das Grundstück missfällt, ist die Herangehensweise à la „Wir haben das hier jetzt gekauft und deshalb können wir da tun und lassen was wir wollen.“ Das ist die Macht des Eigentüms über sonstige Belange. Und somit die Gestaltungsmacht der Besitzenden über die Gestaltung der Stadt und über die soziale Mischung dort. Wer nicht besitzt, hat auch nichts zu sagen.

    Das ist an sich nicht so verwunderlich im Kapitalismus, aber es ist ja nicht nur ein zunehmend auffälliges Phänomen, weil die Gestaltungsmacht des Staates laufend verkleinert wurde, sondern auch weil ein Diskurs über „Verantwortung“ seit rund 15 Jahren in Berlin ein besitzendes Bürgertum wieder zum neuen Einflussfaktor stilisiert hat.

    Auch dass diese gesellschaftliche Schicht in einer Hinwendung zu neoliberalen Gesellschaftsmustern bedeutsam wird, ist nicht so verwunderlich. Verwunderlich ist vielmehr, wie sehr sich viele der ach-so-alternativen, „linken“ Baugruppen-Akteure winden, wenn man sie mit ihrer Erfüllung dieser gesellschaftlichen Funktion konfrontiert.

    Irgendwie haben mich ausgerechnet Baugruppen gelehrt, gesellschaftliches Handeln wieder in den Kategorien von Klasseninteressen wahrzunehmen. Diese treten nämlich viel nachdrücklicher in Erscheinung als die angebliche politische Gesinnung der Leute.

  9. […] mp3 anhören und der link findet sich hier.°°°°baugruppen gegen besetzer geht in die nächste runde.°°°wie in berlin gentrifiziert wird, beschreibt der […]


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