Verfasst von: ah | Dezember 18, 2010

Berlin: Prenzlauer Berg als hyperlokale Enklave

Was, sie kennen das Wort Hyperlokalismus noch nicht? Dann könnten Sie einen der wirklich wegweisenden Netzwerk- und Medientrends des kommenden Jahres verpassen:

Nennen Sie es, wie Sie wollen. Hyperlokal, sublokal, local based oder wie auch immer. Einer der Trends für 2011 wird (…) das Thema “Lokales” sein. Also das, was in meiner direkten Umgebung geschieht, abgebildet, zu finden, zu bewerten – über das Internet. Das bedeutet dann: Hyperlokal.

Auch 10 Journalist/innen und Medienschaffende aus Prenzlauer Berg wollten den Trend auf keinen Fall verpassen und sind Anfang Dezember mit dem Projekt „Prenzlauer Berg Nachrichten“ (PBN) Online gegangen – natürlich auch irgendwie hyperlokal:

Prenzlauer Berg Nachrichten sind eine kleine, aber innovative hyperlokale Online-Lokalzeitung für den Prenzlauer Berg

Das Online-Medium selbst hat bisher einen begrenzten Informationswert für alle, die sich tatsächlich mit der Bezirkspolitik beschäftigen wollen, bietet aber einen prima Untersuchungsgegenstand für ethnologische Studien zu den diskursiven Raumaneignungsstrategien von Hinzugezogenen in Prenzlauer Berg. Die Themenauswahl und der Grundton der Berichterstattung wirken wie ein Spiegel der neu entstandenen Bildungsbürger-Enklaven. Von den bisher 17 Beiträgen in der Rubrik Politik beschäftigen mehr als die Hälfte mit den Themen der Schule und der Gehwege in der Kastanienallee.

Die Macher/innen des Projektes sind den eigenen Angaben nach mit jeder Menge Berufserfahrung ausgestattet – trotzdem darf der Gründer der Prenzlauer Berg Nachrichten gegenüber SpiegelOnline ein irgendwie merkwürdiges Gründungsmotiv vorstellen:

„Die Berliner Blätter ziehen sich aus der Lokalberichterstattung immer mehr zurück“, sagt Philipp Schwörbel. Er lebt seit 2003 in Prenzlauer Berg, hat für Gesine Schwan gearbeitet, als die Bundespräsidentin werden wollte. „Ich wusste nicht, wer der Bürgermeister von meinem Bezirk ist und was der überhaupt macht“, sagt Schwörbel – in der Berliner Presse fand er keine Antwort.

Ich habe von Lokal-Journalismus nicht wirklich viel Ahnung, finde es aber merkwürdig, dass sich ausgerechnet die Leute dazu berufen fühlen, eine hyperlokale Stadtteilzeitung zu machen, die nicht einmal wissen, wer gerade Bürgermeister im Bezirk ist.

Wie naiv darf Hyperlokalismus sein?

Die Form der selbstbewussten Naivität schlägt sich auch im sogenannten inhaltlichen Konzept nieder. Vier große Themenbereiche werden da vorgestellt:

Wie wollen wir hier zusammen leben? (Politik) Wie organisieren und gestalten wir hier sinnvoll unser Leben? (Leben) Wer sind wir und was machen wir hier überhaupt und ganz konkret?  (Kultur) Womit verdienen wir das alles? (Wirtschaft)

Gut, (Hyper)Lokal-Journalismus sollte seine eigenen Ansprüche nicht mit gesellschaftspolitischen Fragestellungen nach den Machtverhältnissen überfrachten – aber angesichts der umkämpften Debatten um die Deutungshoheit der Stadtentwicklung der vergangen 20 Jahre von einem völlig naiven WIR auszugehen verwundet dann doch.

Aber vielleicht ist es auch zu viel verlangt ein Nachrichtenportal ausgerechnet an seinem Konzept zu messen. Dann eben doch ein Blick auf die inhaltlichen Beiträge:

In der Rubrik Alltag wird der bisher meistgelesene Beitrag empfohlen: Bötzow-Blues.  Hinter dem Titel verbirgt sich eine ziemlich beleidigt klingende Legitimationsglosse eines Hinzugezogenen, der die Erinnerung an frühere Zeiten und Verlorenes offenbar als Angriff auf das eigenen Lebensgefühl interpretiert:

Peter Dausend schreibt über sein Lebensgefühl in Prenzlauer Berg und wie es ist, wenn man aus der Zeitschrift Geo erfährt, was einem dabei alles fehlt.

Die Selbstbeschreibung des Autors soll vermutlich selbstironisch klingen:

Peter Dausend, 47, arbeitet als politischer Korrespondent für die
Wochenzeitung DIE ZEIT. Der gebürtige Saarbrücker lebt seit 1993 in Berlin. Nach Stationen in Kreuzberg, Charlottenburg und Mitte wohnt er seit mehr als sieben Jahren im Bötzow-Viertel. Und zwar so, wie es sich gehört: mit Frau, zwei Kindern und jede Menge Milchschaum vorm Mund.

Die Kurzfassung seines Beitrags klingt ungefähr so: ihr wollt doch nicht ernsthaft den Zeiten von Gardinenspinnerei und SED-Bürgermeistern hinterher trauern.

Nein, wollen wir nicht und machen wir nicht. Woher dann aber die Aufregung?

Die oft empörte Abwehrhaltung gegenüber einer ostdeutschen Erinnerungskultur scheint mir der Ausdruck einer quasikolonialen Hegemonialstruktur zu sein, die versucht die faktische und praktische Aneignung des Raumes nachträglich auch noch symbolisch zu manifestieren. Seine Wohnung und seine Erinnerungen zu verlieren sei irgendwie nicht so dramatisch, mit dem Gerede darüber das gute Lebensgefühl anzukratzen, ist gemein… und muss irgendwann doch mal ein Ende finden.

Ein Kommentar von maxberlin unter dem Beitrag bringt es unfreiwillig auf den Punkt:

Wir schreiben das Jahr 2010 und ob einer nun Ostberliner ist oder von sonstwo zugewandert, sollte eigentlich keine Rolle mehr spielen. Ich spüre im Alltag nichts davon.

Vermutung eins: maxberlin ist eher von sonstwo zugewandert. Vermutung zwei: maxberlin lebt in Prenzlauer Berg  und spürt im Alltag mangels Gelegenheit tatsächlich keine Ost-West-Unterschiede. Aber prima, dass es mit der Integration von Ostdeutschen in Prenzlauer Berg so unproblematisch geklappt hat und sie  inzwischen abgeschlossen werden konnte…

„Nicht alles über einen Kamm scheren“

Sehr aufschlussreich auch ein kleiner Filmbeitrag „Das ist Prenzlauer Berg„. Prenzlauer Berg ist, „wenn jeder etwas anders darin sieht…“. Aha. Die Aufgabe der Hyper-Lokal-Journalist/innen scheint darin zu bestehen, ein buntes Kaleidoskop der Meinungen ganz wertfrei nebeneinander zu stellen. Film ab:

Kioskverkäuferin: „Zu 60 Prozent – sag ich mal – wohnen hier noch alte Leute, und die möchten hier  aus dem Kiez nicht raus. Also vertrieben werden die nicht.“

Junge Mutter mit Kind: „Für mich bedeutet er immer noch ein guter Platz zum Leben, auch wenn er jetzt ziemlich teuer geworden ist, so dass wir wahrscheinlich  auch nicht mehr so lange hier bleiben können“

andere Junge Mutter mit Kind: „Weil das einfach für schlechte Stimmung sorgt die Schwaben-Dresche, die permanente, die da gemacht wird. Das ist für die Neuhinzugezogenen unangenehm natürlich – und für die Verdrängten auch.“

Sie wundern sich, dass es gar kein Gejammer über steigende Mieten und Verdrängungsängste gibt? So banale Themen kamen in der Straßenbefragung auch nicht vor.  Ein Interviewpartner hat trotzdem schon mal präventiv auf die gar nicht ausgesprochenen Anti-Gentrification-Positionen geantwortet:

„Die Gegenfrage wäre ja später dann, warum hat man denn nicht den Prenzlauer Berg etwa hochwertiger  entwickelt. Dann müsste man sich diese Frage aber auch gefallen lassen. (…)

Eine Veränderung hat immer auch was von Zahnarzt. Man muss halt hingehen, es tut dann weh und danach ist es dann aber auch gut.“

Das einzige heraushörbare Berliner Statement kommt von einem befragten Ordnungsamtsmitarbeiter, der den Wandel von Arbeiterviertel zum Schicki-Micki-Kiez beschreibt.

Ein eloquenter Herr mit Schal rückt aber die Weltsicht des neuen Prenzlauer Bergs gleich wieder zurecht und erklärt, das die Zeit der einfachen Wahrheiten nun doch wirklich vorbei sei und man nicht alles über einen Kamm scheren dürfe:

„Das ist ja auch das Interessante, dass es nicht wie früher in Berlin ein Arbeiterviertel gibt, ein Mittelstandsviertel und eins für die Besserverdienenden oder ein Villenviertel, sondern dass die sozialen Grenzen jetzt hier quer durch die Häuser laufen.“

Zur Erinnerung: Der Mann spricht von Prenzlauer Berg – dem sozial wohl homogensten Gebiet der Stadt.

Alles gar nicht ernst gemeint?

Kurzzeitig glaubte ich einer Satire aufgesessen zu sein. Ist etwa die Titanic mal wider unter falscher Flagge gesegelt und hat sich ausgerechnet Prenzlauer Berg als Medium des Spotts herausgepickt? Allein die Zusammensetzung der Redaktion klingt wie eine Ansammlung schlechter Klischees.

Die etwa zehn namentlich aufgeführten Redakteur/innen sind zwischen 28 und 47 Jahre alt, sind  bis auf eine Ausnahme alle im Westen geboren und haben mindestens ein Studium absolviert. So ungefähr lesen sich auch die Sozialstudien in den Sanierungsgebieten. Und so ungefähr stellt sich das Feuilleton den Bionade-Biedermeier vor. Nicht nur, dass fast alle aus dem Westen zugereist sind, sie machen auch noch alle was mit Medien…

Sicher, dass die Redakteur/innen eines Zeitungsprojektes auch bisher alle was mit Medien zu tun hatten, sollte nicht weiter verwundern. Aber muss es denn immer gleich die Bertelsmann Stiftung sein und das Handelsblatt und die Süddeutsche Zeitung?  Müssen Hyper-Lokal-Redakteur/innen in Prenzlauer Berg ein Creative-Village-Praktikum bei der taz hinter sich gebracht haben, als PR-Manager die Bundespräsidenten-Kandiatur von Gesine Schwan unterstützt haben oder im Bereich Literatur/Öffentlichkeitsarbeit für die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Erfahrungen gesammelt haben…?

Ein Zugang zu verschiedenen sozialen Milieus, die Vorstellung verschiedener Perspektiven sind da eher nicht zu erwarten. So wie sich die bisherigen Beiträge lesen sind die Prenzlauer Berg Nachrichten vor allem ein Medium der Selbstvergewisserung eines bildungsbürgerlichen Aufwertungsmilieus. Der hochgelobte  Hyperlokalismus droht so zum Hyper-Enklavismus eines sehr eingeschränkten Milieus beizutragen.


Antworten

  1. Schon irgendwie traurig. Ich brauchte fünf Sekunden, um den Bürgermeister rauszufinden. Aber die Leute, die irgendwas mit Medien machen, ticken wohl anders.
    Und Danke für den Tip, jetzt habe ich wieder etwas für einen schönen Samstag-Nachmittag: Einen ethnographischen Einblick in diese fremde Welt, die dort ensteht, wo einst meine Zelte standen. Vielleicht sollte ich dochmal wieder dorthin reisen. Gibt es eigentlich schon Touristenführungen „Prenzlauer Berg für ehemalige Bewohner“? Wenn nicht, ist das vielleicht mal nen schönes Projekt für den nächsten Urlaub.

    • So langsam kriege ich auch den Blues – und es nicht der namens Bötzow…

      Der von mir sonst sehr geschätzte Andrej Holm hat sich hier offenbar seine Gentrifikationsbrille derart fest ins Gesicht geschraubt, dass ihm der Blick über die Ränder des Gerätes verwehrt geblieben ist. Da übersieht man schon mal das Naheliegende.

      Nicht alles was einem unangenehm auffällt, muss „Gentri“ sein…

      Als Schwörbel seinen Werbecoup bei SpOn und Kress landete, wurde schnell klar: Der Mann ist ein kleiner Lügenbold, dem es wohl kaum um die Verbreitung wahrheitsgemäßer Nachrichten gehen würde.
      „Wir füllen ein Vakuum“, log Schwörbel bei Kress – wohl wissend, dass längst schon tatsächlich hyperlokale Portale wie „gleimviertel.de“, „leute-am-teute.de“, „www.oderberger.org“ oder auch das von mir vor rund einem halben Jahr ins Leben gerufene Nachrichten- und Meinungsportal „Prenzlberger Stimme“ existieren.

      Wer einmal lügt – und das auch noch am Anfang seiner „Medienkarriere“…

      Zu bieten hatte Vakuum-Schwindler Schwörbel da außer ein paar lieblos zusammengepfriemelte Versatzstücke zwar noch nichts – aber eine spOn- und kressweite Aufmerksamkeit.
      Und die schien ihm wichtiger, als Wahrhaftigkeit und Seriosität – denn dass der Schwindel schnell auffliegen würde, muss auch Schwörbel klar gewesen sein.

      Warum ihm offenbar jene Aufmerksamkeit wichtiger ist, als die eigene Glaubwürdigkeit, wird schnell klar, wenn man sich vergegenwärtigt, dass Besucherzahlen die Währung im Netz darstellen. Und der SpOn- und Kress-Coup muss Schwörbel geradezu astronomische Zahlen beschert haben, die er „hyperlokal“ mit eigener Leistung wohl nie hätte erreichen können.

      Was er mit jener so erschlichenen, leistungslosen „Netz-Währung anzufangen gedenkt, hat auch schon erklärt.
      „Werbeaufträge“, ist bei SpOn zu lesen „erhofft er sich von kleinen Betrieben und Läden, aber auch von großen Marken, die auf ein urbanes Publikum abzielen.“

      Schwörbels Geschäftsmodell scheint klar zu sein.
      Je mehr Aufrufe – desto höher der Anzeigenpreis. Gewöhnlich sind Werbekunden (hyper-)lokaler Medien die Geschäftsleute von „nebenan“ – eben jene zitierten „kleinen Betrieben und Läden“. Für die sind aber ferne Betrachter aus München, Zürich oder Hamburg (wie sie ja durch SpOn und Kress zumeist generiert wurden) uninteressant. Und dass möglicherweise nur einige Promille der imposanten Zahlen Zugriffen aus dem Kiez zuzurechnen sind, kann der Anzeigenkunde aber nicht ahnen: Wirbt er doch bei Schwörbel auf einem „hyperlokalen“ Portal.
      Der Anzeigenkunde würde also im Falle eines Falles für wirkungslose Aufmerksamkeit aus der Ferne heftig draufzahlen – Schwörbel würde aber einen satten Gewinn einfahren.

      Eine zweites „Standbein“ wäre das Verfassen von bestellten (und bezahlten – aber nicht als Werbung gekennzeichneten) Beiträgen. Die sähen dann ungefähr so aus, wie ein bei Schwörbel erschienener Artikel über die Neueröffnung einer großen schwedischen Möbelhaus-Filiale (http://www.prenzlauerberg-nachrichten.de/alltag/_/eine-viertelstunde-bis-bill.html), die zwar nicht einmal in Prenzlauer Berg angesiedelt ist, aber deren Standort aber…ähem…“Für Prenzlauer Berg (…) ein Schritt voraus“ sei.

      So also, lieber Andrej Holm scheinen Schwörbels Schwurbeleien denn auch weniger die leicht verunglückten Selbstverständigungsversuche entrückter Gentrifikanten zu sein, als vielmehr der Versuch, mit einigen windigen Abzockereien mal richtig Knete zu machen.

  2. sie machen eben was über „ihren“ Bezirk. insofern ist das Blatt doch schon fast repräsentativ zu nennen. mal sehen wie das alles wirkt, wenn in der nächsten Ausbaustufe die Anzeigen dazu kommen

  3. Andre, ich glaube, Du haengst das Ding etwas zu hoch. Das ist einfach der 1000. Versuch eines lokalen Anzeigenblätchens, was arbeitslose „Was mit Medien“ eben so machen, wenn ihnen gar nix mehr einfällt. In 1/2 Jahr ist das Ding wieder weg.

    Wirklich süß finde ich ja Frau Wiedermeier (Politik):
    http://www.juliane-wiedemeier.de/?p=1390

  4. haha – jetzt wirds doch lustig. ich freu mich schon auf die PBN-Artikel zu den nächsten Schwaben-Weihnachtsplakaten. 6 mal werden wir noch wach … 😉

  5. „…hat für Gesine Schwan gearbeitet, als die Bundespräsidentin werden wollte…“
    … so wie die 500 anderen Praktikanten oder was?
    Wenn das das neue Bürgertum sein soll, heisse ich Johann Buddenbrook. Unsere ML-Lehrer hätten die Hanseln wohl eher unter Deklassierte Kleinbürger abgelegt. Deren Ressentiment gegen Ostdeutsch/Arm/Links ist die Panik von Leuten, die selber mit dem Rücken zur Wand stehen.

  6. Hallo Andrej,

    ich denke die Schlacht ist verloren!

    Soll doch die Bionade-Bourgeoisie unter sich bleiben! Diese Geschichtslosen Charaktermasken brauchen offensichtlich solche Seiten zur Selbstvergewisserung, Vernetzung und als Visitenkarte.

    gruss,
    heinz

  7. schön, böse, detailliert beobachtet !! DANKE !!

    ABWERTUNG, ABWERTUNG,ABWERTUNG !! aus Prinzip und der Wut heraus, dass mein Bezirk so unglaublich versaut wurde !! Ich werte zwischendurch EURE Heimat auf !!! „ButterLindner und Konsorten für Wanne-Eickel, Darmstadt und Bielefeld !!!“

    Sollte es tatsächlich Satire sein – dann isse gut und ich würds gern abonieren!!

    Hoffe auf lustige neue Weihnachts-Plakate und suche immernoch ne Spendenmöglichkeit dafür!!

    Frohes Fest !

  8. sehr gut…als gebürtiger Prenzlberger stimme ich dem artikel auf jeden fall voll zu…ich glaube viele der neuen bildungsbürger, die bereit auch jeden noch so horrenden preis zu zahlen und vor allem aus dem bötzowviertel, haben sich nach dem GEO artikel selbst als okkupanten und vertreiber entlarvt, die nun versuchen dieses Bild für ein öffentliches Publikum wieder zu relativieren…

    ich kann sagen, 3/4 meiner Kumpels wohnen mittlerweile in Marzahn, Hohenschönhausen und Hellersdorf und gerade die hohe fülle an einkommensschwächeren Bewohnern die hinzuziehen, führt dort nicht zunehmend zu einer Ghettoisierung, die ihnen sozial sowie berufsperspektivisch nicht gut tut geschweige denn fördert

  9. […] anderthalb Wochen hat Holm einen Eintrag über die neuen “Prenzlauer Berg Nachrichten” geschrieben, eine Anfang Dezember gegründete Internet-Stadtteilzeitung (zu der ich gleich mal disclaimen kann, […]

  10. […] kleiner polemischer Artikel („Prenzlauer Berg als hyperlokale Enklave„) zum Versuch eine Lokalzeitung in Prenzlauer Berg zu etablieren hat ein erstaunliches Echo […]

  11. […] und für die (eigene) Zielgruppe. Letzteres ist zumindest der Vorwurf oder die Erkenntnis von Andrej Holm, denn vor kurzem wurde ein neues Internetblog kreiert, die Prenzlauer Berg Nachrichten, in dem […]

  12. Ich kann die Kritik an der Zeitung nicht verstehen.
    In jeder Kleinstadt gibt es eine hyperlokale (entschuldigung für das Unwort) Berichterstattung und das so lange ich denken kann. Da wird ausführlich über jeden Kegelabend des Kaninchenzüchtervereins berichtet. Schaut Ihr nicht mal in die Zeitung, wenn Ihr auf dem Land oder z.B. an der Ostsee Urlaub macht?
    Wie unpolitisch ist das denn, nie einen Blick in eine Lokalzeitung auf dem platten Land zu werfen?
    In Berlin gibt es dagegen tatsächlich einen massiven Mangel an Informationen über die Bezirke und die Bezirkspolitik durch die Medien.
    So kann demokratische Politik nicht gut funktionieren. Die Kontrolle durch die Medien fehlt. Ich hätte mir gewünscht, dass es diese Online-Zeitung schon gegeben hätte, als ein Bezirksstadtrat den Bezirk um Millionen gebracht hat. Aber wer weiß das denn schon von denen die im Bezirk wohnen? (Diesbezüglich gibt es übrigens keinen Unterschied zwischen Alteingesessenen und Zugezogenen. (Wobei ich mich immer frage, wie lange man irgendwo wohnen muß, um als „alteingesessen“ zu gelten: 10 Jahre, 20 Jahr, 50 Jahre, mehrere Generationen oder soll das gar von den Genen abhängig gemacht werden?)

    Jedenfalls finde ich den Mangel an journalistischer Berichterstattung über lokale Politik in Berlin wirklich ein Problem, ein Problem der Demokratie. Bezirksparlamente ohne lokale Berichterstattung sind demokratisch defekt – Demokratien mit einem Platten, wenn man so will.

  13. Lieber Dirk,
    vielen Dank für deinen Kommentar. Dein Enthusiasmus für lokale Medien in allen Ehren – aber im Beitrag ging es doch nicht darum, zu kritisieren, dass es eine Zeitung oder Webseite mit einem Fokus auf die Nachbarschaft gibt. Kritik – zumindest an der Anfangsphase der PBN – war vielmehr die stark selektive und tendenziöse Form der Bezirksberichterstattung. Dein demokratietheoretisches Argument ernst zu nehmen, heißt eben auch einzufordern, dass nicht nur ein einziges Milieu zu Wort kommt und in der Berichterstattung berücksichtigt wird. Lokaler Journalismus ist eben keine Garantie für eine tatsächlich repräsentative Meinungsbildung und kann wie andere Medienorgane auch zur Manipulation und Verschleierung gesellschaftlicher Verhältnisse beitragen. Genau diese Befürchtung löste die kritischen Anmerkungen zu den Prenzlauer Berg Nachrichten (PBN) aus.

    Mittlerweile hat sich – vielleicht auch ein Ergebnis der Kritik und Quengelei – das Themenspektrum deutlich geweitet. Es gab erste Beiträge zur Mietentwicklung und auch ironische Artikel zum Lebensstil des eigenen Milieus.

    Beste Grüße, AH


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