Seit Monaten dreht sich die wohnungspolitische Debatte in Berlin auch um den Beitrag der kommunalen Wohnungsbaugesellschaften für eine soziale Wohnungsversorgung in der Stadt. Im sogenannten „Bündnis für soziale Wohnungspolitik und bezahlbare Mieten“ loben sich die Wohnungsbaugesellschaften und der Senat selbst als „wichtigste Partner bei der Wohnungspolitik“. Die Ziele klingen auch überzeugend:
Sie schaffen erheblichen Mehrwert für die Stadt, indem sie durch ihre Mietpreisgestaltung konsequent preisdämpfend wirken…
Auch die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gesobau will ihren Beitrag zur Lösung der Wohnungsnot leisten und verkündet stolz auf ihrer Homepage eine Neubauoffensive:
Als städtisches Wohnungsunternehmen leistet die GESOBAU aktiv ihren Beitrag, um in der dynamisch wachsenden Stadt Berlin auch in Zukunft bezahlbaren Wohnraum für breite Schichten der Bevölkerung bereitzustellen und lebendige Nachbarschaften zu erhalten
Über 10.000 Wohnungen will das Unternehmen in den nächsten Jahren bauen. Dass die tatsächlich den „breiten Schichten der Bevölkerung“ zu Gute kommen, darf bezweifelt werden. Einige der zur Zeit beworbenen Neubauprojekte jedenfalls sind nur für eine kleine, gutverdienende Minderheit der Stadt zu finanzieren.
Gegen Maisonette-Wohnungen mit Terassen, Fußbodenheizungen und modernsten energetischen Standard ist grundsätzlich sicher nichts einzuwenden, doch mit Mietpreisen von fast 2.200 Euro sind sie eben kein Beitrag zur sozialen Wohnungsversorgung. Mit Nettokaltmieten von 12,55 Euro/qm entpuppt sich das kommunale Neubauprogramm der Gesobau als ein Wohnungsbau für Höchstverdienende.
Bei einer Mietbelastungsquote von 30 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens müssten die umworbenen Familien ein Einkommen von über 6.000 Euro im Monat erzielen. Das klingt nach den gutverdienenden Doppelverdiener-Haushalten, die in den meisten größeren Städten sicher auch irgendwie zu den „breiten Schichten der Bevölkerung“ zu zählen sind. In Berlin gibt es jedoch nach Angaben des Amtes für Statistik nur knapp über 75.000 Haushalte in der ganzen Stadt die ein (Haushaltsnetto-)Einkommen von mehr als 5.500 Euro pro Monat erzielen. Das sind ganze 3,85 Prozent der Berliner Haushalte.
Ein Neubauprogramm für eine kleine Minderheit der Besserverdienenden ist keine Mehrwert für die Stadtgesellschaft und wirkt auch nicht besonders preisdämpfend. Liebe Gesobau, schön dass ihr als kommunale Wohnungsbaugesellschaft wieder angefangen habt zu bauen – aber bitte, bitte, baut keinen Mist.
Hat dies auf Ein zweiter Blick rebloggt.
By: tina on Januar 7, 2016
at 1:12 am
Wenn ich mir diese Kisten mit winzigen Fenstern anschaue, würde ich sagen der Mist wurde bereits gebaut.
Ich würde es sehr gut finden, wenn neben der reinen Preis- und Mieten Diskussion auch eine Auseinandersetzung über die Architektur stattfindet. Ich befürchte das mit dem Berliner Neubauprogramm wieder nur Schrott gebaut wird.
By: ästhet on Januar 11, 2016
at 4:04 pm
In Auszügen auf http://www.graefe-kiez-online.de veröffentlicht
By: Martin Breger on Januar 12, 2016
at 10:37 pm
Das ist unglaublich, ich hatte mich mal für den Neubau interessiert und war geschockt, als ich dann den Brief mit den Mietpreisen bekam. Das schlimmste ist, dass es für diese 3,85 % Bevölkerung absolut Null notwendig wäre städtische Wohnungen zu bauen, da z. B. auch in der Gegend von dem Beispiel, genug solcher hochpreisigen Wohnungen existieren und leer stehen.
By: sasapeng on Januar 20, 2016
at 7:32 am
[…] tun? In Berlin „entpuppt sich das kommunale Neubauprogramm der Gesobau (die FSB Berlins) als ein Wohnungsbau für…, so der Stadtsoziologe Holm. Lediglich Reiche werden dort wohnen. Alternativen gibt es, wenn wir […]
By: „Soziale Mischung“ heißt Verdrängung | Recht auf Stadt on Januar 29, 2016
at 11:27 am
Mir ist die Zuordnung zu plakativ. Ein Haushalt mit hohem Einkommen kann einen größeren Anteil des Einkommens für Wohnen ausgeben als ein Haushalt mit geringem Einkommen.
Damit werden die Wohnungen nicht zum Schnäppchen, eignen sich aber für einen größeren Kreis als angegeben.
Darüberhinaus funktioniert auch bei einer Gesobau nur eine Mischkalkulation, da in vielen 1.000 Wohnungen kaum mehr als die Instandhaltung an Miete gezahlt wird.
By: Cle on März 22, 2016
at 8:51 am
[…] Berlin: Öffentlicher Wohnungsbau für besserverdienende Minderheit […]
By: Öffentlicher Wohnungsbau für besserverdienende Minderheit - big-berlin.land on April 7, 2016
at 10:44 am